Sich erstmalig politisch zu organisieren und zu neuen Gruppen zu gehen, kann aufregend, aber auch verunsichernd sein. Deshalb haben wir hier ein paar Tipps gesammelt, die den Einstieg etwas erleichtern können:
- Nimm eine*n Freund*in mit zum ersten Treffen.
- Wenn du Fragen hast, stelle sie! Kein Mensch erwartet, dass du alles weißt und kannst. So hat jede*r mal angefagen.
- Mach einen Bogen um autoritäre Gruppen! Leseempfehlung: „Red Flags und Alarmzeichen – Autoritäre Gruppen erkennen und vermeiden„.
- Du möchtest selbst eine Gruppe starten? Lies unseren Text „HOW TO POLITGRUPPE“ unten auf dieser Seite.
Ausserdem bietet die Broschüre „Tipps und Tricks für Antifas und Antiras“ dafür nützliche Infos gut aufbereitet. Kostenlos zu lesen im Infoladen deiner Wahl, wie dem Libresso Libertär oder zu kaufen beim Unrast Verlag.
Die linke Bewegung und Szene hat ihre eigenen Begriffe und Codes. Hier findest du ein Glossar dazu: Dieses Glossar wird gerade von einigen Menschen aus der Bewegung in Zusamenarbeit mit Movement Wiki erstellt. Die hier verlinkte vorläufige Fassung ist eine Arbeitsumgebung. Es wird in Kürze eine „schönere“ programmierte Version geben. Und wir werden später auch noch eine Möglichkeit einbauen, dass mehr Menschen das bearbeiten können.
Tipp: Mit der Tastenkombi “Strg + F” lassen sich gezielt Begriffe suchen.
–> ZUM GLOSSAR (vorläufig)
How to Politgruppe
1) Erste Schritte
Gründe um politisch aktiv zu werden, gibt es mehr als genug. Aber nicht immer gibt es eine passende Politgruppe, zu der Sache, zu der du arbeiten möchtest. Alleine lässt sich nur sehr schwer etwas bewegen. Also stellt sich die Frage „Wie kann ich eine Politgruppe gründen?“.
Was ist eine Politgruppe? Das ist eine Gruppe, die außerparlamentarisch (also nicht als Partei o.ä.) sich für politische Veränderung einsetzt. Sie können zu den unterschiedlichsten Themen arbeiten, unterschiedlichste Formen und Selbstbezeichnungen haben, eine kleine lokale Gruppe oder Teil eines riesigen internationalen Netzwerks sein. Was sie verbindet ist, dass sie sich jeweils als Gruppe organisieren um Politik zu machen.
Im Folgenden skizzieren wir einen möglichen Weg eine Politgruppe zu starten.
2) Was ist deine Mission?
Zunächst ist es hilfreich, wenn du dir klar machst, was du in etwa machen möchtest. Sagen wir, du willst den aufsteigenden Faschismus stoppen. Das ist zweifelsohne ein ausgezeichneter Grund politisch aktiv zu werden. Aber wo siehst du dich dabei? Möchtest du Demos organisieren? Die Stadt mit antifaschistischen Botschaften übersäen? Ein Medienprojekt zu dem Thema starten? Oder die Nazis aus der Stadt jagen?
Keine Sorge, du brauchst nicht direkt den ultimativen Masterplan, aber eine grobe Vorstellung, wo die Reise hingehen soll. Diese Idee bildet nämlich die Grundlage für den nächsten Schritt.
3) Was brauchst du?
Je nachdem, was für einen Weg du einschlagen möchtest, brauchst du ggf. entsprechende Fähigkeiten, Connections, Materialien, Wissen, Räumlichkeiten oder andere Ressourcen. Was du aber auf jeden Fall brauchst, sind Mitstreiter*innen.
Erzähl deinen Friends und Menschen, die deine politischen Ansichten (womöglich) teilen, von deiner Idee. Achte auf offene Vernetzungstreffen und andere Gelegenheiten, wo du Gleichgesinnte antreffen könntest. Lass dich nicht gleich entmutigen, wenn nicht gleich jede*r Feuer und Flamme für deine Idee ist.
Du bist bei Menschen auf offene Ohren gestoßen? Super! Dann vergiss nicht, spätestens jetzt Kontakte auszutauschen, was uns nämlich zum nächsten Schritt bringt…
4) Das erste Treffen
Du hast eine (grobe) Idee, was du politisch verändern möchtest. Du hast ein paar Leute, die an der Umsetzung der Idee interessiert sind. Zeit für das erste Treffen!
Gerade erste Treffen brauchen etwas Vorbereitung. „Wann?“, „Wo?“ und „Was?“ sind die entscheidenden Fragen.
Wann soll das Treffen stattfinden? Terminfindungs-Tools wie when2meet.com sind eine tolle Sache, aber nicht so niederschwellig. Tipp: Stelle entweder drei bis fünf Termine mit unterschiedlicher Uhrzeit zur Abstimmung (spätestens ab hier ist ein Gruppenchat hilfreich) oder setze einfach einen Termin, der mindestens einen Monat Vorlauf hat, fest. Überlege, was für Wochentage und Uhrzeiten für die Menschen passen könnten oder ob zu dem Zeitpunkt vielleicht ein „konkurrierendes“ Event stattfindet.
Wo soll das Treffen stattfinden? Der Ort sollte ruhig und groß genug sein. Gib den Leuten die nötigen Infos um den Ort und den Raum finden zu können. Das UJZ Korn (Kornstraße 28-30) ist eine bewährte Anlaufstelle (ujz-korn.de).
Was soll bei dem Treffen passieren? Um Chaos zu vermeiden, bietet es sich an, vor dem Treffen Punkte zu sammeln, die besprochen werden sollen. „Was braucht es, um loszulegen?“ kann dafür eine gute Leitfrage sein. Anschließend können die Punkte in eine stimmige Reihenfolge gebracht werden.
5) Wichtige Themen
Sicherheit: Links sein bedeutet leider sich schnell im Fadenkreuz von Staat und/oder Faschos wiederzufinden. Beschäftigt euch auch dann mit dem Thema, wenn ihr glaubt da nichts zu befürchten zu haben. Es geht dabei nämlich auch um den Schutz anderer Gruppen und Personen. Zum Thema Sicherheit folgt demnächst noch ein eigener Beitrag.
Kapas (Kapazitäten): Es gibt viel zu tun. Sich übernehmen und schlimmstenfalls irgendwann im Burnout zu enden, ist aber auch nicht zielführend. Politische Arbeit sollte als Marathon und nicht als Sprint gedacht werden. Fangt lieber klein an und skaliert euer Projekt größer, sobald ihr euch das zutraut.
Wertschätzender Umgang: Achtet darauf, dass ihr euch alle in der Gruppe wohl fühlen könnt. Menschen bringen unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten, Kapas und Bedürfnisse mit. Auch ist es wichtig darauf zu achten, die eigene (bspw. patriarchale) Sozialisierung und Privilegien (z.B. weiß sein) zu reflektieren.
Organisierung & Entscheidungen: In was für einer Form wollt ihr euch organisieren? Vielleicht als geschlossene Kleingruppe oder vielleicht doch als gemeinnütziger Verein? Wie wollt ihr Entscheidungen treffen? Basisdemokratisch oder doch eher soziokratisch (Konsent-Verfahren)?
6) Let’s go!
Klar gibt es gerade zu Anfang erstmal viel zu klären. Wichtig ist aber auch, zeitnah ins Handeln zu kommen. Das kann einen Drive schaffen und somit verhindern, dass die Gruppe in endlosen Treffen allmählich versandet. Auf geht’s, ab geht’s!
7) Mehr Infos & Beratung
Viele Themen wurden in diesem Beitrag nur angerissen. Wir von der Agentur für politische Arbeit beraten gerne zu allen Fragen rund um Politgruppen, so gut wir können. Das gilt auch für bereits bestehende Gruppen. Schreibt uns einfach eine Mail an PolitAgentur@systemli.org oder alternativ eine DM bei Insta.